Planung

Welche Verkehrserschliessung bringt die grössten städtebaulichen Qualitäten?

Aktuell laufen viele Planungen und Vorhaben im Zentrum der Stadt – es ist nicht einfach den Überblick zu behalten. Auf der FÖR. Bern werden laufenden Planungen und Ideen rund um den Bahnhof vorgestellt und sichtbar gemacht.

Eine Alternative die den Knoten lösen kann:
Netzalternative 2045


Das offizielle Tramkonzept 2040 überlastet den Bahnhofbereich

Planung regional

Netzstrategie 2040
Ende 2020 hat die Regionalkonferenz Bern Mittelland RKBM die neue Netzstrategie ÖV 2040 genehmigt. Sie strebt eine markante Stärkung der ÖV-Anteile im regionalen Gesamtverkehr an. Aufgrund der angestrebten Veränderung im Modalsplit (von 39% auf 49%) prognostiziert die Strategie eine Zunahme des ÖV um 73%. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, werden verschiedene neue Tramlinien vorgeschlagen (s. Plan).
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Bild 1
Abbildung: Netzstrategie ÖV , Zielbild 2040 aus Synthesebericht der Regionalkonferenz Bern Mittelland

In der Netzstrategie 2040 wird auf die drohende Überlastung des Bahnhofbereichs hingewiesen. Als Lösung schlägt der Fachbericht vor, die Anzahl Fahrten durch grössere Fahrzeuge zu reduzieren. Neu würden die vielen Trams im 7.5 Minutentakt, statt wie bisher alle 6 Minuten verkehren.

Ingesamt enthält das Konzept 20 km Tram-Neubaustrecken, was eine Investition von CHF 1 Milliarde erfordert, was sowohl in Bezug auf den Zeithorizont als auch finanziell ziemlich unrealistisch erscheint. Zwei der neuen Linien wurden in der Zwischenzeit bereits zurückgestellt: die Umstellung der Linie Länggasse/Wyler auf Trambetrieb und die Erschliessung des Areals Inselspitals mit einem Tram.
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Zweckmässigkeitsbeurteilung ZMB 2022 (zweite Tramachse)

Die Mitwirkung läuft
In der RKBM Planung 2040 war angedacht 3 Tramlinien via Lorrainebrücke zum Bahnhof zu führen (s. Plan). Bisher galt seit der ZMB 2013 eine Linienführung via Kornhausbrücke/Nägeli/Spychergasse /Bollwerk als Bestvariante. Aktuell wird diese Linienführung als technisch nicht realisierbar beurteilt. Die RKBM hat deshalb eine erneute Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) in Auftrag gegeben. Die Varianten in der engeren Wahl sind die gleichen drei die bereits 2012 vertieft geprüft wurden: Synthesebericht ZMB 2012.

Nun liegt der Bericht für die 1 Phase der Mitwirkung vor. Bis am 30. September können alle Interessierten ihre Einschätzung zu den drei zur Beurteilung ausgewählten Varianten abgeben. Die Planerfachverbände haben dazu ein Faktenblatt erarbeitet, das ihre Einschätzung darstellt und begründet.

Faktenblatt BA FÖR 05.09.2023

Ganz knapp zusammengefasst:

  • Bern braucht eine 2. Tramachse – und zwar schnell
  • Zur 2. Tramachse Bundes-/Kochergasse gibt es keine Alternative
  • Ziele und Bewertungen der ZMB sind überholt, sie müssen aktualisiert werden

Übergeordnet sind folgende Ziele zu erfüllen:

  • Attraktivität ÖV verbessern
  • Innenstadt vom Zytglogge bis zum Hirschengraben entlasten
  • Netzredundanz gewährleisten
  • Stadtraum Bahnhof aufwerten

Zu den übergeordneten Zielen gehört – neben der Attraktivität des ÖV – gleichgewichtig auch die Aufwertung des öffentlichen Raumes. Es genügt nicht, «die städtebauliche Qualität zu sichern» – heute fehlt sie im fraglichen Bereich und muss neu wiederhergestellt werden. Mit der zweiten Tramachse soll auch der Spielraum für einen qualitätvollen, der Bedeutung angemessenen Ankunftsort geschaffen werden.

Die Variante Bundes/Kochergasse erfüllt die übergeordneten Ziele als einzige optimal.
Sie entlastet Hauptgassen, Haltestelle Bahnhof, Bubenbergplatz und Hirschengraben um bis zu 3 Linien. Sie verkürzt die Fahrzeiten und eliminiert Stauverluste. Sie gewährleistet eine gute Netzredundanz. Im Bollwerk, am Bahnhof, auf dem Bubenbergplatz und beim Hirschengraben schafft sie Spielraum für die dringend nötige Aufwertung des städtischen Raumes im Interesse aller, ob zu Fuss, per Velo oder ÖV unterwegs. Nur so profitiert die Stadt richtig von der bereits beschlossenen Reduktion des MIV in diesem Bereich.

Weitere Stärken der Variante Bundes/Kochergasse sind niedrige Kosten, kurze und unproblematische Bauzeit in der verkehrsarmen Südachse, Flexibilität in der Liniendurchbindung und geringere Betriebskosten infolge Fahrzeitverkürzungen Die Entlastung der Haltestelle Hirschengraben erfolgt elegant, ohne dass in der Laupenstrasse ein neuer schwieriger Knoten entsteht.

Alle Grundlagen sind vorhanden
In der ZMB 2012 wurden die drei Varianten bereits detailliert geplant. Die damalige Bewertung erscheint heute jedoch sehr fragwürdig. Nun geht es darum eine Neubewertung mit richtiger Gewichtung der stadträumlichen Aspekte vorzunehmen und rasch zu entscheiden damit die gesamte Planung rund um den Bahnhof koordiniert werden kann (Medienmitteilung).

Ausblick
In der kommenden Phase 2 der ZMB muss man bei der vertieften Prüfung der Variante Bundes/Kochergasse vorrangig den Bedenken des Bundes Rechnung tragen, indem Lösungen für die Sicherheit erarbeitet werden. Eine temporäre Abgrenzung des Bundesplatzes von Fahrbahn und Bundeshaus ist zu prüfen, aber auch die Frequenz (von nicht politischen) Veranstaltungen auf dem Platz. Dem Bund muss erklärt werden, welch fundamentale Bedeutung die zweite Tramachse Kocher/Bundesgasse für das Leben in der Stadt Bern hat, auch für den Arbeitsort und den Tourismus.

Projekt Bundes-/Kochergasse 2012

Projekt Bundes-/Kochergasse 2012
 

Wegweisender Entscheid des Gemeinderats

Am 19. Oktober 2023 hat der Gemeinderat seine Stellungnahme zur Mitwirkung 2. Tramachse publiziert. In dieser erklärt er fundiert und kompetent weshalb die Lösung für die klar notwendige 2. Tramachse in der Kocher/Bundesgasse gefunden werden muss (Text Stellungnahme der Stadt Bern hier). Die Einschätzung des Gemeinderates stimmt in weiten Teilen mit der Argumentation der Planerfachverbände überein, insbesondere auch was die stadträumliche Problematik vom Bollwerk bis zum Hirschengraben angeht. In seiner Stellungnahme kommt er zum Schluss:

«Fazit und Vorschlag zum weiteren Vorgehen
Der Gemeinderat kommt in seiner Beurteilung der Ergebnisse der Phase 1 der ZMB aus den genannten Gründen zum Schluss, dass nur die Variante Kocher/Bundesgasse kompatibel zur erforderlichen Weiterentwicklung des Stadtraums Bahnhof ist. Trotz der erwähnten Vorbehalte hat einzig diese Variante das Potenzial, sowohl den verkehrlichen wie auch den stadträumlichen Erfordernissen gerecht werden zu können. Auf eine Vertiefung der Varianten 1 und 2 ist deshalb zu verzichten. Soweit dem Gemeinderat bekannt, deckt sich diese Erkenntnis mit den Überlegungen breiter weiterer Kreise.»

FÖR.Bern begrüsst die Stellungnahme der Stadt Bern. Wir empfehlen sie ganz zu lesen, denn sie verspricht eindrücklich eine Wende zum Guten in dem bisher wenig überzeugenden Planungsprozess rund um den Bahnhof Bern.


Eine Alternative die den Knoten lösen kann

Netzalternative 2045
Die Netzalternative 2045 übernimmt die Zielsetzungen der RKMB Planung betreffend Stärkung ÖV und vermag dasselbe Verkehrsvolumen zu bewältigen. Als Basis dienen vier frequenzstarke Durchmesser Tramlinien (s.Plan) mit Neubaustrecken von 8 km – eine Tramverbindung nach Ostermundigen und Köniz mit eingerechnet.

Plan 3
Abbildung: Die Netzalternative 2045 sieht insgesamt nur vier starke Durchmesser Tramlinien vor. In den Hauptgassen zwei von der Kornhausbrücke kommend, via Bundes/Kochergasse die zwei andern von der Kirchenfeldbrücke her.

Die Linien Ostermundigen-Köniz und Wankdorf-Kleinwabern werden via Kornhausbrücke durch die Hauptgassen geführt, diejenigen Worb-Bümpliz und Saali-Bethlehem via Kirchenfeldbrücke durch die neue 2. Tramachse in der Bundes- und Kochergasse. Das Ostringtram wird bis zum Saali verlängert, sobald der Autobahn Bypass realisiert ist. Diese Netzauslegung ist stadtverträglich, wirtschaftlich und schafft völlig neue Perspektiven für die Planungen rund um den Bahnhof.

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Den neuen Spielraum ausgewogen nutzen

Rund um den Bahnhof

Planungsprozess Stadtraum Bahnhof
Die Stadt Bern hat in den letzten 10 Jahren eine Vielfalt von verkehrlichen und städtebaulichen Studien erstellen lassen, teilweise ausgelöst durch die neuen Publikumszugänge SBB und die Verlegung des RBS Bahnhofs. In der Volksabstimmung genehmigt wurden die Massnahmen ZZB-S: die Reduktion des Individualverkehrs vom Bollwerk bis zur Laupenstrasse um 60% und die Unterführung Bubenbergzentrum – Hirschengraben. (s.Plan 5)
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Plan 5
Abbildung: Plan 5

2. Tramachse Bollwerk – Laupenstrasse
Mit der starken Reduktion des MIV kann der öffentliche Raum am Bahnhof aufgewertet werden so dass dieser Raum als Auftakt der UNESCO-Weltkuturerbe-Stadt wahrgenommen wird. Die aktuelle Planung wird jedoch beherrscht von den Platzanforderungen einer 2. Tramachse vom Bollwerk über Bahnhof- und Bubenbergplatz bis zur Laupenstrasse (s.Plan 4). Eine verkehrstechnisch und städtebaulich konkret umsetzbare Variante dazu liegt bisher nicht vor.
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Plan 4
Abbildung: Plan 4, Planungsprozess Stadtraum Bahnhof langfristiges Zielbild - Bericht zur Phase 1.1

Testplanung Stadtraum Bahnhof Bern Phase 1.2
Seit dem September 2022 läuft die Testplanung, mit der drei interdisziplinäre Teams für den Stadtraum Bahnhof Bern ein langfristiges räumliches Zielbild suchen. Sie sollen gesamtheitliche, langfristige Visionen für den Stadtraum Bahnhof entwickeln, die städtebaulich, gestalterisch und stadtklimatisch überzeugen, die Baukultur berücksichtigen und den Verkehr optimal organisieren. Gleichzeitig sind Lösungen gefragt, mit denen die Freiraum- und Aufenthaltsqualität verbessert werden kann (Perimeter s. Plan). Das Kunststück wird dabei sein, die parallel aber länger laufenden Planungsprozesse ZMB und Unesco zu berücksichtigen.

Die Testplanung wird begleitet durch eine Echoraum – Gruppe, in der auch die Fachverbände vertreten sind und sich für eine stadtverträgliche, ausgewogene Lösung einsetzen: eine zweite Tram-Achse via Bundes-/Kochergasse. Mit diesem zukunftsweisenden Lösungsvorschlag wird der Stadtraum Bahnhof zu 50% entlastet. Damit entfällt auch die «ÖV-Überfrachtung» des Bollwerks, was auch einer klimagerechten Bepflanzung und Beschattung Raum bietet. [mehr Informationen folgen...]

Bearbeitungsperimeter
Abbildung: Bearbeitungsperimeter

Unesco Managementplan
Die Altstadt von Bern zwischen Bären- Und Hirschengraben befindet sich seit 1983 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Das Welterbekomitee verlangt von allen UNESCO-Welterbestätten die Vorlage eines Managementplans. Ein solcher existiert für die Stadt Bern noch nicht – es besteht Nachholbedarf. Im September wurde das Planungsteam „Loube“ für die Ausarbeitung ausgewählt (s. Lösungsskizze). Der Vorschlag beinhaltet in 1. Priorität auch: laufende Projekte im Unesco Perimeter stabilisieren u.a. Umgestaltung Bubenberg/Bahnhofplatz – und: Begegnungszone obere Altstadt. Es fällt jedoch auf, dass das Thema Verkehr im Perimeter kaum erwähnt wird, obwohl es im Management des Kulturerbebereichs zwangsläufig eine zentrale Rolle einnimmt.
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Unesco Managementplan
Abbildung: UNESCO Perimeter Altstadt Bern

Eine 2. Tramachse in der Bundes- und Kochergasse hat überzeugende Vorteile

Tramachse Bundes- und Kochergasse als Alternative
Die Netzalternative 2045 schlägt vor, die 2. Tramachse durch die Bundes- und Kochergasse zu führen (s.Plan 6). Dafür sprechen die folgenden Argumente:

Plan 6
Abbildung: Plan 6

Der Vorschlag einer 2. Tramachse in der Bundes- und Kochergasse ist nicht neu. Bereits in der ZMB 2012 wurde sie geprüft. Ihre Machbarkeit wurde schon damals nachgewiesen (s.Situationsplan).

Situationsplan
Abbildung: Situationsplan
1
Die Spital- und Marktgasse werden entlastet – nur noch 2 statt 4 Tramlinien.
2
Der öffentliche Raum am Bahnhof wird grosszügiger – keine neuen Tramlinien, mehr Stadtraum für alle.
3
Die Bundesgasse wird lebendiger und urbaner.
4
Der Hirschengraben und der Casinoplatz werden entlastet.
5
Die 2. Tramachse Bundesgasse/Kochergasse kann vergleichsweise rasch und konfliktfrei realisiert werden. Die geschützte Allee in der Bundesgasse bleibt erhalten und die 2. Tramachse kommt dank neuer Fahrzeugtechnik ohne störende Fahrleitungen vor dem Bundeshaus aus.
6
Mit einer Länge von 800m ist sie im Vergleich mit den anderen Varianten wirtschaftlicher.
7
Die 2. Achse Bundesgasse sichert das ÖV Angebot langfristig, auf künftige Entwicklungen kann flexibel reagiert werden.
8
Den etwas längeren Umsteigebeziehungen an den Haltestellen Bahnhof und Hirschengraben steht als Pluspunkt eine attraktive Gestaltung dieser Bereiche gegenüber [mehr Informationen folgen...]